ZU SPÄTER STUNDE WARD EINE VERRÜCKTE IDEE GEBOREN

(AUS DER SONDERBEILAGE IM SÜDKURIER VOM 5. FEBRUAR 1988)

Es war einmal, es ist inzwischen 25 Jahre her, da wurde im Riet einmal wieder in fröhlichem Kreis zünftig gebechert. Zu später Stunde kam dann einer der Mannen am Tisch auf die Idee, daß eigentlich jeder rechte Ma einmal im Leben einen Glatzkopf tragen müsse. Gesagt, getan, die Runde beschloß, sich auf der Stelle kahlscheren zu lassen und hatte natürlich auch in Friseurmeister Otto Armbruster, genannt das Stampferle, gleich einen. der diese Idee in die Tat umsetzte. Nur einer, und der war allgemein als Futzi bekannt, kam davon, denn seine Frau saß mit am Tisch, und als die von der verrückten Idee hörte, schnappte sie sich ihren Ehegespons und ab ging’s nach Hause.

Die Glatzköpfe genossen natürlich eine gewisse Berühmtheit im Riet, und das wurmte besagten Futzi sehr, denn er fühlte sich aus der Gemeinschaft der Kahlköpfigen ausgeschlossen. An einem Abend hieß es dann aus einer der Haustüren heraus: »Alle Glatzköpfe dürfen zurri Vespern kommen.« Wieder mußte Futzi mit seiner langen Tolle draußen bleiben, doch diesmal war das Maß voll und die Angst vor der Angetrauten’ überwunden. Futzi flitzte zum Stampferle und erschien kurz darauf auch mit einer frischfrisierten »Platte« zum Vespern. Doch irgendwann nahte die Stunde des Aufbruchs und für unseren Helden der Moment der Wahrheit, denn er mußte seinem Eheweib mit kahlem Kopf gegenübertreten. Er versuchte, diesen Zeitpunkt noch etwas hinauszuschiebel’”! und borgte sich einen Hut aus, an den dann auch noch ein paar Haarfransen geklebt wurden.

Tatsächlich, im ersten Augenblick schien alles gutzugehen, doch irgendwann fiel der getäuschten Ehefrau auf, daß ihr Futzi sonst keinen Hut trägt. Sie ahnte Böses. Die Verkleidung fiel, und für den kahlen Ehemann gab es ein paar Tage Stubenarrest, bevor er dann wieder auf die Gaß’ durfte. (vif.)